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Holzbau 2023 Teil 1
Holzbestand und Holzhandel

Holzbestand und Holzhandel: Das sind die aktuellsten Zahlen zum Holzvorkommen sowie zum Export und Import des Rohstoffs Holz in Deutschland.

Bestand in Deutschland
Sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht?

Deutschland sollte im Vergleich zum Ausland eigentlich eine von der Natur gegebene Nähe zum Holzbau haben. Der Rohstoff wächst schließlich – im wahrsten Sinne des Wortes – vor unserer Haustür.

Die Zahlen sind beeindruckend. Auf einen deutschen Bundesbürger kommen mehr als 1.000 Bäume. Rund 90 Milliarden Bäume zählt die Bundeswaldagentur, davon rund 7,6 Milliarden Bäume “ab sieben Zentimeter Brusthöhendurchmesser”. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zählt gewissenhaft in regelmäßigen Abständen eine Stichprobe des Waldvorkommens. Insgesamt befinden sich die Bäume in Wäldern, die knapp ein Drittel der Gesamtfläche der Bundesrepublik ausmachen, das sind 11,4 Mio. Hektar.

Deutschland ist eines der waldreichsten Länder in Europa. Und obwohl das gewonnene Holz in immer mehr Einsatzbereichen eine große Rolle spielt, ist der Wald in den vergangenen Jahrzehnten nicht geschrumpft, sondern sogar gewachsen. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe notiert dazu: “Seit dem Zweiten Weltkrieg ist die deutsche Waldfläche um mehr als 1,5 Millionen Hektar gestiegen.” Auch der Flächenanteil des Waldes hat sich in der jüngsten Zeit kaum verändert. Rund ein Drittel der Landfläche ist mit Wäldern bedeckt und damit rund doppelt soviel Fläche, wie Verkehr und Siedlungen einnehmen. Das ist das Ergebnis der Kohlenstoffinventur 2017.

Beliebte Nadelhölzer
Fichten und Kiefern machen fast die Hälfte aller Bäume aus

Die Einsatzbereiche von Holz, das in deutschen Wäldern gewonnen werden kann, sind vielschichtig. Neben dem Bauwesen werden Bäume auch zur Möbelherstellung, zur Herstellung von Verpackungsmaterial, in der Papierproduktion, als Chemiegrundstoff und zur Energiegewinnung geschlagen. Nicht jede Baumart eignet sich dabei für jeden Verwendungszweck. 

Jeder vierte Baum in Deutschland ist eine Fichte. Ihre Eigenschaften eignen sich besonders gut für den Holzbau. Allgemein gilt sie als wichtigste Baumart für die Forstwirtschaft. Gemeinsam mit der Kiefer (22%) machen die beiden Nadelholzgewächse fast die Hälfte aller Bäume in Deutschland aus. Buchen (15%) und Eichen (10%), die vorrangig für die Möbelproduktion genutzt werden folgen auf den Plätzen 3 und 4. Die Baumart ist für die Nutzung von Holz als die Energiegewinnung übrigens nebensächlich. Hier bildet so genanntes Hackschnitzel (klingt leckerer als es ist) aus Waldrestholz die Grundlage für den biogenen und erneuerbaren Brennstoff.

Im Jahr 2021 wurden in deutschen Wäldern 83,0 Millionen Kubikmeter Holz eingeschlagen, das sind 3,2% mehr als im Vorjahr und: Ein neuer Rekord. Allerdings konzentriert sich der Einschlag sehr deutlich auf eine Baumart.

Kiefer, Lärche, Eiche, Roteiche, Buchen: All diese Bäume zeigen in den vergangenen 10 Jahren rückläufige Einschlagstatistiken. Ausschließlich alle Bäume, die unter dem Label “Fichte, Tanne, Douglasie und sonstiges Nadelholz” laufen, wurden im 10-Jahresvergleich deutlich mehr geschlagen. Während 2011 noch 28,1 Mio. Kubikmeter dieser Kategorie gefällt wurde, waren es 2021 61,1 Mio. Das meldet das Statistische Bundesamt. Damit werden aktuell doppelt so viele Bäume dieser Klasse eingeschlagen als noch 2011. Alle eingeschlagenen Nadelhölzer zusammen kommen 2021 zusammen auf 72,2 Millionen Kubikmeter.

Die hohe Einschlagquote hat ursächlich mit der hohen Nachfrage im Holzbau zu tun. Die Situation bei den Nadelhölzern – insbesondere bei der Fichte – wurde schon vor vier Jahren vom Fachportal baulinks.de als kritisch beschrieben. Problematisch wird es dann, wenn der Verbrauch die natürliche Nachwuchsrate übersteigt. Genau das ist seit 2017 laut Bundeswaldinventur passiert – und zwar um satte 15 Prozent. Die Folge: Deutschland ist abhängig von Nadelholz-Importen und kann seinen eigenen Bedarf nicht mehr mit Bordmitteln decken. Gleichzeitig wächst die Bedeutung Deutschlands als Holz-Exportland. Die Politik ergriff im Jahr 1 der Pandemie die Initiative und begrenzte den Einschlag der Fichte auf 85 Prozent des Durchschnitts der Jahre 2013 bis 2017. Die Regelung galt ein Jahr und lief im September 2021 aus.

Holz wird zum Politikum
Deutschland viertgrößter Holz-Exporteur

Wie kann das sein? Das beliebte Fichtenholz wird so knapp, dass dessen Einschlag reguliert wird, und trotzdem steigt Deutschland zeitgleich auf in der Rangliste der größten Holzexporteure der Welt?

Erstmals belegt Deutschland im Jahr 2021 Platz 4 in Bezug auf den Weltmarktanteil bei den Rohholzexporten und liegt damit sogar vor den USA, deren Waldfläche rund 34% der 28 mal größeren Landfläche ausmacht. Der Roholzexport stieg von 2019 auf 2020 um satte 42%. Mehr als die Hälfte davon wurde nach China verschifft. Im fernen Osten hält der Bau-Boom an und die Nachfrage nach Holz wird immer größer.

Auch die USA brauchen Bauhholz, nachdem Kanada als wichtigster Lieferant aus mehreren Gründen (Trump, Brände, Borkenkäfer) ausfällt.  Gleichzeitig zieht die Preisspirale für deutsche Holzstoffhändler und Handwerker für den wertvollen Rohstoff enorm an. Droht ein Ausverkauf des Waldes?

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